Maria Hahnenkamp und Martina Stapf
enjoy photography, 2013
In the works of both artists, the photographic image space is negotiated as the identification surface of a body and co-produced as an apparatus of rules on the stage of its reception. Here, not only the depicted bodies appear as stagings, but the photographic medium itself, whose conventional readings are here exposed to a critical process of reflection.
Maria Hahnenkamp’s body productions make it clear that our forms of cognition and representation inevitably coincide with practices of the gaze and the concomitant subject constitutions. Here, Hahnenkamp’s interventions can also be understood from a profound dichotomy between image and language: The depicted ornaments on the texture of the dress appear as representative signs of a dominant imagery, as a language that rules over the body – and as writing, which harmoniously adapts to the ornamentation of a body-producing image composition. The video, which is juxtaposed with the photographic works, sets the anonymous picture body of the woman in motion. Trapped in the picture, the woman appears as a living sign bearer, whose visible surface changes performatively depending on the breath.
In Martina Stapf’s photographs and video images, bodies appear as blank, unrecorded surfaces. Here, too, language acts as a vehicle between the textuality of the body and its possible representation in the image. Her imprints are inscriptions, which refer to the artist herself, as well as to the imaginary casting of a self-presentation in the picture.
Stamped on white tile floor, her own name is ironically blurred in her video work by the gesture of „stapling“ (german: „stapfen)“ of bare soles. Historical ornament citations overlap with fragments of bodies in a slide projection. In Martina Stapf’s works, writing and pictorial signs are sold as productive body discourses until, as proliferating textures, they merge completely with the pictorial space.
Text: Käthe Hager von Strobele, 2013
In den Arbeiten beider Künstlerinnen wird der fotografische Bildraum als Identifikationsoberfläche eines Körpers verhandelt und als Apparat von Regeln auf der Bühne seiner Rezeption mitproduziert. Hierbei erscheinen nicht nur die abgebildeten Körper als Inszenierungen, sondern das fotografischen Medium für sich, dessen konventionelle Lesarten hier einem kritischen Reflektionsprozess ausgesetzt werden.
Maria Hahnenkamps Körperinszenierungen führen vor Augen, dass unsere Erkenntnis- und Repräsentationsformen unabdingbar mit Praktiken des Blicks und den damit einhergehenden Subjektkonstitutionen zusammenfallen. Der kunstvoll mit Stickereien bearbeitete Bildkörper der Fotografie steht hier dem immateriellen Frauenbild als Abbildung gegenüber, denn Hahnenkamps Interventionen lassen sich auch aus einer tiefgreifenden Dichotomie zwischen Bild und Sprache begreifen: Die abgebildeten Ornamente auf der Textur des Kleides erscheinen als repräsentierende Zeichen einer dominanten Bildlichkeit, – als Sprache, die über den Körper herrscht, – und als Schrift, welche sich stimmig an die Ornamentik einer körperproduzierenden Bildkomposition anpasst. Das den Fotoarbeiten gegenübergestellte Video versetzt den anonymen Bildkörper der Frau in Bewegung. Gefangen im Bild erscheint die Frau als lebendige Zeichenträgerin, deren sichtbare Oberfläche sich je nach Atemzug performativ verändert.
In Martina Stapfs Fotografien und Videobildern erscheinen Körper als leere, unbeschriebene Oberflächen. Auch hier waltet die Sprache als Vehikel zwischen der Textualität des Körpers und seiner möglichen Repräsentation im Bild. Ihre Stempelabdrücke sind Einschreibungen, welche auf die Künstlerin selbst, sowie auch auf das imaginäre Casting einer Selbstinszenierung im Bild verweisen.
Gestempelt auf weißem Fliesenboden, wird ihr eigener Namen in ihrer Videoarbeit ironisierend durch die Geste des „Stapfens“ von nackten Fußsohlen verwischt. Historische Ornamentzitate überlappen sich mit Fragmenten von Körpern in einer Diaprojektion. In Martina Stapfs Arbeiten veräußern sich Schrift- und Bildzeichen als produktive Körperdiskurse, bis diese als wuchernde Texturen gänzlich mit dem Bildraum verschmelzen.
Text: Käthe Hager von Strobele, 2013